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Textilien

Dauerausstellung

Ein umfangreicher Bestand an verschiedensten Geräten zur Textilherstellung macht deutlich, daß ein Teil des Bedarfs im eigenen Haushalt selbst produziert wurde. Es schließt sich der Bereich Textilpflege mit Mangelbrettern, Rüffelhölzern und Bügeleisen verschiedener Jahrhunderte an. Neben einzelnen Bekleidungsstücken ist die Sammlung an Knöpfen und Silberschmuck ein Kleinod; daß Knöpfe einst auch ein Statussymbol waren („das kann man an den Knöpfen abzählen“) ist heute im Zeitalter der industriellen Produktion in Vergessenheit geraten. Besondere Aufmerksamkeit verdient ein jüngst restaurierter Rokokofächer aus feinstem Leder mit kunstvollen Elfenbeinstäben, den eine Schäferidylle und zarte Rokokovignetten zieren; ein Schmuckstück der Sammlung, das noch aus dem von Detlefsen zusammengetragenen Bestand kommt.

Textilien, Exponate

Kopftragering = Wasch oder Warwel Inv.Nr. 567..
Er diente als Druckschutz und Hilfe beim Tragen von Lasten auf dem Kopf.

Sönnich F. Detlefsen beschrieb dies 1896 wie folgt: „Ein Kranz aus schwarzen, weißen, blauen und roten Tuchstreifen, mit Stroh gepolstert, diente als Unterlage für einen Korb oder andere Dinge, welche die Mädchen oder Frauen auf dem Kopfe trugen. Er hieß in Uetersen Wasch, und es waren solche dort in der Gegend noch bis ca. 1848 in Gebrauch.“ Im Mensing, dem schleswig-holsteinischen Wörterbuch, heißt es: „Warwel = Kranz oder Wulst aus ausgestopftem Tuch, den die Mädchen auf den Kopf legten, wenn sie Milcheimer trugen. Dithmarschen 1850.“ Und Dr. Lühning, ehem. Hauptkustos des schleswig-holsteinischen Landes-museums Gottorf (gest.2002) meinte, dies sei das einzige in den Museen Schleswig-Holsteins erhalten gebliebene Exemplar.


Rokoko-Fächer, ca. Mitte des 18.Jh. Inv.-Nr. 817
Dieser Fächer stammt noch aus dem Kernbestand der Museumssammlung. Leider fehlen jegliche Informationen über den großzügigen Schenker und die Herkunft des Fächers. Auf welchem Wege er in die Elbmarschen gelangte, ist unbekannt. Ein derartig feines und gut ausgeführtes Stück gehörte in adlige, höfische Gesellschaften, von denen es an der Westküste bekanntlich nur wenige gab.

Vielleicht stammt er aus Drage, dem sog. „Märchenschloß“ bei Itzehoe (Residenz des königlichen Statthalters der Herzogtümer in Holstein), das bereits Ende des 18. Jahrhunderts vollständig abgerissen wurde. Hier entfalteten der Markgraf von Brandenburg-Kulmbach als Statthalter des dänischen Königs und seine Frau einen unvergleichlichen höfischen Prunk, in dem der Fächer ein passendes Accessoire gebildet hätte.
Er misst an den äußersten Punkten 30 x 50cm und besteht aus feinstem Leder mit geschnitzten, durchbrochenen und bemalten Elfenbeinstäben. Das Blatt ist mit einem Mittelmotiv und kleineren Vignetten kunstvoll bemalt. Eine typische barocke Schäferidylle wird hier von kleinen Vignetten mit Obst- und Vogeldarstellungen gerahmt, Blumenranken und Vergoldung fassen das Ganze ein.

Dieses kostbare Kunstwerk glänzt nun nach seiner Restaurierung (finanziert vom Museumsförderverein im Jahre 2002) wieder in all seiner Schönheit, zu der auch die durchaus pittoreske Patina gehört. Sie macht deutlich, dass es sich um ein altes Luxusutensil handelt, das vor ca. 250 Jahren die Gesten einer vornehmen Dame eindrucksvoll unterstrich.


Wäschepflege: Bügeln mit Rollholz und Mangelbrett
Das Waschen und Glätten der Wäsche war im bäuerlichen Haushalt ein mühsames Geschäft. Dieser Arbeitsbereich fiel in die Zuständigkeit der Frauen. Im Vergleich zu heutigen Geräten wie Waschmaschine, Trockner, elektrischem Bügeleisen und Wäschemangel, die die Arbeit entscheidend erleichtern, waren Waschen und Glätten einstmals körperlich schwere Arbeiten. Daraus wird auch verständlich dass früher die Wäsche in größeren Abständen gewechselt wurde als heute.

Zum Glätten von Leibwäsche und Wollstoffen dienten die verschiedensten Bügeleisen, während Mangelbrett und Rollholz nur für Leinenwäsche verwendet wurden. Das „Bügeln“ ging so vor sich: Das zum Mangelbrett gehörige Rollholz wurde mit einem Wäschestück um wickelt und auf dem Tisch durch das mit Druck aufgesetzte Mangelbrett hin und her bewegt. Anschließend klopfte man kräftig mit dem Mangelbrett auf das zusammengefaltete Wäschestück.

Die hier ausgestellten Stücke stammen aus dem 18. Jahrhundert und zeichnen sich allesamt durch aufwändige Schnitzerei und/ oder Bemalung aus. Im Gegensatz zum alltäglichen Hausgerät fallen sie damit durch ihre kostbare Gestaltung auf. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen wurden sie nur zum Glätten von Leinenwäsche benutzt, und diese gehörte zum wertvollen Bestand des ländlichen Haushalts und erforderte angemessenes „Zubehör“. Zum anderen war es Brauch, dass der zukünftige Ehemann seiner Braut Rollholz und Mangelbrett möglichst sogar selbstgefertigt zur Verlobung schenkte. Dementsprechend schön und eindrucksvoll wurde es dann gestaltet.

Die Rüffelhölzer wurden zum Glätten der kostbaren Spitze gebraucht. Die kunstvoll geschnitzter Barockrahmen machen zwei der drei hier ausgestellten zu Schmuckstücken jenseits des bloßen Gebrauchswertes.


Mustertücher Ende 18./ frühes 19. Jahrhundert
Diese beiden Mustertücher konnten dank der Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer des Museums von Verschmutzungen gereinigt und wieder in Form gebracht werden. Damit bilden sie neben dem unlängst restaurierten Fächer aus dem 18. Jahrhundert einen weiteren neuen Glanzpunkt der Schausammlung.

Der beiden Tücher stammen aus dem Kernbestand der Museumssammlung, die 1894 von Prof. Sönnich F. Detlefsen zusammengetragen wurde. Das eine trägt ein Datum 1824, das andere entstand mutmaßlich etwas früher. Gemeinsam ist beiden der Leinengrund, auf den mit großem Fleiß und beeindruckender Akribie in feinem Kreuzstich die traditionellen Ornamente gebannt wurden. Dazu gehören Engel, Blumenranken, Kartuschen, allerlei Pflanzen, graphische Ornamente und vor allem: Buchstaben.

Stickmustertücher, heute kostbar und oft in Glas gerahmt, hatten früher einen ganz praktischen Zweck: Sie dienten jungen Mädchen als Mustervorlagen zum Kennzeichnen von Wäschestücken oder dem Verzieren von Kleidung. Häufig wurden die Tücher von einer auf die nächste Generation vererbt und bildeten dann die Vorlagen für neue Stickereien. Jedes Tuch ist, trotz der überkommenen Motive, unterschiedlich, denn durch die Wahl der Farben und die Anordnung der einzelnen Bilder konnte jede Stickerin ihre eigenen Vorstellungen verwirklichen.

Die stets wiederkehrenden Buchstaben hatten auch Übungscharakter, denn im 18. und 19. Jahrhundert war die ländliche Bevölkerung noch nicht durchgehend des Lesens und Schreibens mächtig. Die Buchstabenreihen wurden daher oft als Vorlagen benötigt.

Und wer die winzigen, stets korrekten Kreuzstiche bewundert, denke daran, bei welchen Lichtquellen sie entstanden: Kein helles elektrisches Licht, sondern meistens nur ein Trankrüsel, oft noch mit Rüböl gefüllt, oder aber Unschlittkerzen aus Rinder- oder Schaftalg. Beide gaben nur mäßiges Licht und rochen nicht angenehm. Umso bewundernswerter erscheinen unter diesen Umständen die Feinheit der Mustertücher, die Zeugnis ablegen vom Ehrgeiz und von der Sorgfalt der Stickerinnen. Die große Zahl der noch erhaltenen Mustertücher zeigt, dass diese Leistung auch von späteren Generationen entsprechend gewürdigt wurde.


Aufbewahrung von Hauben: Spanschachteln
Die Schachteln dienten der Aufbewahrung von Hauben und anderen empfindlichen Kleidungsstücken. Sie bestehen aus bemaltem Spanholz. Alle hier ausgestellten Schachteln stammen aus der Zeit um 1800, als sich bereits eine Art von Serienproduktion, z.B. in Thüringen, etabliert hatte. Die Motive sind vielfältig und werden manchmal von Sinnsprüchen ergänzt: Die Bandbreite reicht vom steifen Rokoko-Paar über den heimreitenden Krieger bis zum Memento-Mori mit Totenschädeln, das auf barocker Tradition fußt. Aufbewahrung von Hauben: Köfferchen (3229) Die kleine Truhe diente ebenfalls zur Aufbewahrung von Hauben, ist in Gestalt und Größe jedoch wesentlich bescheidener als die Spanschachteln. Sie war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in Gebrauch.