Die Detlefsen-Gesellschaft Glückstadt e. V. ist ein Verein zur Erforschung der Geschichte der Elbmarschen (Kremper- und Wilstermarsch). Ziel ist es die Kenntnis der Regionalgeschichte zu erweitern und zu vertiefen.
Die Detlefsen-Gesellschaft wurde am 18. Februar 1921 in Glückstadt gegründet. Ihr Name bezieht sich auf Gymnasialprofessor Geheimrat Dr. Detlef Sönnich Friedrich Detlefsen (1834-1911), den langjährigen Direktor des Glückstädter Gymnasiums, der mit seiner zweibändigen „Geschichte der holsteinischen Elbmarschen“ (Glückstadt 1891 und 1892) ein mustergültiges Werk der sich langsam entwickelnden wissenschaftlichen Regionalgeschichtsschreibung in der Provinz Schleswig-Holstein vorgelegt hatte. Detlefsen, eigentlich klassischer Philologe und mit der Edition des „Historia naturalis“ des Plinius hervorgetreten, nahm die Möglichkeit wahr, in einer begrenzten Region (vornehmlich der Kremper- und Wilstermarsch an der Unterelbe) mit Hilfe der edierten Urkunden (s. Schleswig-Holsteinische Regesten und Urkunden), der auf den Bauernhöfen und Gemeindearchiven befindlichen Unterlagen und der erhaltenen materiellen Kultur (s. Detlefsen-Museum in Glückstadt) die Entwicklung zwischen ca. 1100 und 1830 vielseitig darzustellen. Der Gründungsaufruf der Gesellschaft von 1921 hebt darauf ab, wenn es in ihm heißt, man wolle im Geiste des Mannes arbeiten, „der ein Kenner unserer Heimat und ein Künder ihrer Eigenart und Schönheit war„. „Es kommt uns nicht in erster Linie auf öffentliche Veranstaltungen an, sondern auf stille Arbeit, um ein möglichst reiches und lebendiges Bild von der Geschichte und dem Wesen unserer Heimat zu gewinnen, um die Natur und die Menschen dieses Landes kennen zu lernen und zu verstehen, um Volkstum und Kultur auf den verschiedensten Lebensgebieten: Sprache und Literatur, Kirche und Schule, Kunst und Handwerk, Handel und Landbau, Bauten und Denkmäler, Recht und Gewohnheit, Trachten und Sitten, Siedlungs- und Familiengeschichte, Gilden und Vereine, Arbeit und Feste zu erforschen und das Erarbeitete darzustellen in Veröffentlichungen und Vorträgen, um so die Heimatkunde zu verbreiten und die Heimatliebe zu pflegen.“
Unschwer erkennt man in diesen Worten der Gründungsväter auch den Reflex auf die 1918/9 neu gegründete Republik, die für die untergegangene „alte Zeit“ zu stehen schien. Gegen Modernisierung um jeden Preis, oder – negativ gewendet – „die leichtherzige Beseitigung von charaktervollen Zeichen der Vergangenheit, gegen die Verhökerung wertvollen Familienerbes, gegen die Verschandelung der Ortschaften und Denkmäler, gegen die Entfernung von Bäumen und Mühlen, die der Landschaft das Gepräge geben“, wollte man arbeiten.
Die Gründer waren konservative ältere Männer, die sich selbst mit der Regionalgeschichte befassten, darunter auch der als Vater der Agrargeographie bekannte Großbauer Dr.h.c. Thies-Hinrich Engelbrecht (Herzhorn-Obendeich), und kamen überwiegend aus Glückstadt. In den 1920er Jahren veranstaltete die Gesellschaft gemeinsam mit anderen Vereinen mehrere „Heimattage der Krempermarsch“ (1923-1930 in Krempe, Kollmar, Hohenfelde und Borsfleth). Einzelne Mitglieder beteiligten sich an dem dreibändigen Werk „Heimatbuch des Kreises Steinburg“ (Glückstadt 1924-1926). Die Gesellschaft wirkte auch an den Stadtjubiläen von Wilster (650 Jahre 1932) und Krempe (700 Jahre 1934) mit.
Die 1930er Jahre sind geprägt von nationalsozialistischem Einfluss, insbesondere durch den Vorsitzenden Amtsrichter (später Reicherbhofrichter) Walter Kahlke. Er setzte allerdings die 1930-1933 sporadisch organisierten öffentlichen Vorträge nicht fort, wehrte jedoch die Übernahme der Gesellschaft durch NS-Kulturorganisationen ab. Die Mitglieder trafen sich zu internem Austausch auch nach Ortswechsel des Vorsitzenden nach Celle (und später Berlin). Mit dem Ende der NS-Diktatur wurde der Verein aufgelöst, konstituierte sich aber am 2. Juni 1947 in Glückstadt mit Genehmigung der Militärregierung neu. Erst 1949 konnte eine erste öffentliche Vortragsveranstaltung durchgeführt werden. In unregelmäßiger Folge ging es weiter mit Einzelvorträgen; seit 1952 kamen unregelmäßig heimatkundliche Halbtagsexkursionen in die nähere und weitere Umgebung hinzu, die sich seit 1970 verstetigten und seit 1997 zweimal jährlich (Früh- und Spätsommer) angeboten werden. Seit 1956 wurde die Programmgestaltung regelmäßig: Es wurden nun im Winterhalbjahr monatlich Vorträge (also sechs jährlich) zu orts-, regional- und landesgeschichtlichen Themen in allen Sparten (Wirtschafts-, Sozial-, Kultur-, Kirchen- und Kunstgeschichte) angeboten. Die Detlefsen-Gesellschaft wirkte in vielerlei Hinsicht auch kulturpolitisch, indem versucht wurde, Einfluss auf denkmalpflegerische, bodendenkmalpflegerische und stadtbildnerische Entscheidungen zu nehmen. Die Mitglieder der Gesellschaft beteiligten sich mit zahlreichen Beiträgen an den „Steinburger Jahrbüchern“ und an der Herstellung des dreibändigen Werkes „Glückstadt im Wandel der Zeiten“ (Glückstadt 1963-1968). Die erste Translozierung eines Bauernhofes aus Herzhorn (Heidenreichscher Hof) in das in der Gründung begriffene Schleswig-Holsteinische Freilichtmuseum in Molfsee geht auf die Initiative der Detlefsen-Gesellschaft zurück. 1959 ermöglichte sie die Edition des Briefwechsels zwischen Hermann Allmers (Rechtenfleth) und Detlef Detlefsen – eine seit den 1930er Jahren abgeschlossene Arbeit des Oldenburgers Rudolf Knoop, deren Druck große finanzielle Anstrengungen erforderte. Auch die Veröffentlichung des umfänglichen Typoskripts von Wilhelm Ehlers, Herzhorn. Die Geschichte des Kirchspiels und der Herrschaft Herzhorn, wurde 1964 von der D. veranlasst.
Die Detlefsen-Gesellschaft wandelte sich im Verlauf der 1950er Jahre immer mehr von einem Zusammenschluss der Forschenden zu einer Mitgliedergesellschaft, die sich aus etwa 100 orts- und regionalgeschichtlich interessierten Bürgern Glückstadts und des Umlandes zusammensetzt. Der Akademikeranteil ist hoch. Die monatlichen Vortragsveranstaltungen zwischen Oktober und März werden im Durchschnitt von 45 Personen besucht. Seit 1998 gibt die Detlefsen-Gesellschaft, die 1997 in das Vereinsregister eingetragen und vom Finanzamt als förderungswürdig anerkannt wurde, mit dem „Vorträgen der Detlefsen-Gesellschaft“ ein Jahrbuch heraus, das ermöglicht, die Vorträge einem breiteren Publikum bekannt zu machen und zitierfähig zu halten. Bisher sind 22 Jahrgänge erschienen. Ein Gedenkcolloquium zur Erinnerung an D.S.F. Detlefsen fand im Herbst 2011 in Glückstadt statt; hier wurde die Bedeutung des Namenspatrons als Altphilologe, Pädagoge, Landschaftshistoriker und Museumsgründer gewürdigt. Aus diesem Anlass gab die Gesellschaft den Reader „Detlefsen – Der Mann der Wissenschaft – Ein Mann des Volkes“ (redigiert von Ruth Möller) heraus. 2017 erschien ein Sonderband zur Festungsgeschichte Christian Boldt (Hrsg.): „Festung Glückstadt. Vorträge anlässlich des 200. Jahrestages der Belagerung Glückstadts 1813/14 und 2017 eine umfangreiche Publikation zum 400jährigen Stadtjubiläum von Glückstadt.
2018 wurde eine neue Publikationsreihe ins Leben gerufen „Quellen zur Geschichte der Holsteinischen Elbmarschen“, von der es mittlerweile drei Bände gibt. Eine weitere Reihe gibt es seit 2019 „Bauhistorische Forschungen“. Zahlreiche Sonderpublikationen zu verschiedenen Themen folgten in den Jahren 2019 bis 2023.
Die Detlefsen-Gesellschaft wird von einem dreiköpfigen Vorstand (Vorsitzende/r, Geschäftsführer/in und Beisitzer/in) geleitet. Die Amtsdauer beträgt ein Jahr. Sie finanziert ihre Aktivitäten in erster Linie durch Mitgliederbeiträge und -spenden sowie durch Unterstützungen lokaler Wirtschaftsunternehmen.
Oberstudiendirektor Geheimrat Dr. Krumm
Amtsrichter (Reichserbhofrichter) Walter Kahlke
Oberstudiendirektor Max Thießen
Oberstudiendirektor Leonhard Hahn
Studienrat Franz Michaelsen
Studienrat Hans Petersen
Oberstudiendirektor Dr. Ernst-Adolf Meinert
Oberarchivrat Dr. Klaus-J. Lorenzen-Schmidt M.A.
Stadtarchivar und Museumsleiter Christian Boldt M.A.
Klaus-J. Lorenzen-Schmidt, Gesamtinhaltsverzeichnis der „Vorträge der Detlefsen-Gesellschaft“ 1-15, in: Vorträge der Detlefsen-Gesellschaft 15 (2012), S. 86-91
E.-A. Meinert, Detlefsen-Gesellschaft und Nygenstad, in: Steinburger Jahrbuch (1977), S. 244-246
E. Witt, in: Vorträge der Detlefsen-Gesellschaft 12 (2010), S. 57-98
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