20. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert erlebte Glückstadt bedeutende wirtschaftliche und strukturelle Veränderungen. Die Glückstädter Heringsfischerei, die bis 1976 Matjes produzierte, prägte die Stadt, ebenso wie die traditionsreichen Matjeswochen seit 1968. Das Eisenbahnausbesserungswerk, das in den 1920er Jahren erweitert wurde, wurde schließlich stillgelegt. Die Stadt war während des Zweiten Weltkriegs militärisch geprägt, mit einer Marineeinheit und Kriegsgefangenenlagern. Nach der großen Sturmflut 1962 wurden umfangreiche Deichverstärkungen vorgenommen, und durch diese Maßnahmen konnte Glückstadt neue Bauflächen erschließen. Die Altstadtsanierung machte die Stadt zu einem touristischen Kleinod, das heute vom maritimen Flair lebt.

1900

Einrichtung eines selbstregistrierenden Pegels im Pegelturm auf der Südermole.

1905

Untergang des Loggers SG 1 "Tümmler" mit 14 Mann Besatzung im Herbststurm.

Glückstädter Segelloger im Hafen Köhn s.80
Plakat der Berliner Gewerbeausstellung von 1896.

1911

Ansiedlung der Baumwollbleicherei Peter Temming (Lintersbleicherei, Papierfabrik).

1913

Einrichtung der Stromversorgung.

1914

Bei Ausbruch des 1.Weltkrieges bringen die Engländer die beiden Glückstädter Segellogger SG 2 "Stör" und SG 19 "Otter" auf. Die Besatzungen werden interniert, die beiden Logger durch Geschützfeuer versenkt.

1916

Dampflogger "Glückstadt", SG 22, als Hilfskriegsschiff der Kaiserlichen Marine bei der Eroberung der Insel Ösel durch Minentreffer vernichtet.

Glückstadts erster Dampflogger am Kai vor der Heringsfischerei.
Verladekran von der Papierfabrik Peter Temming A.G.
Pulverturm der Festung Glückstadt, um 1900.

1918

Neuer Leuchtturm auf der Nordermole.

1923

Segellogger SG 21 "Stint" im August mit 15 Mann Besatzung untergegangen, wahrscheinlich auf eine Mine gelaufen.

1926

Dampflogger "Glückstadt II", SG 126, Ersatz für die im Krieg verlorengegangene "Glückstadt", am 12. Oktober auf der Heimreise bei Trischen mit 17 Mann Besatzung durch Grundsee untergegangen.

1929

Segellogger mit Hilfsmotor SG 14 "Hecht" durch Motorenexplosion ausgebrannt, Maschinist tödlich verunglückt.

Am 1. Juli 1936 standen die Marinesoldaten der II. Schiffsstammabteilung der Nordsee zur Begrüßung auf dem Marktplatz.
Feierlicher Einzug der II. Schiffsstammabteilung der Nordsee in die neugebaute Kaserne am 1. Juli 1936.
Plakat zum Richtfest des Neubaus "Block Berlin" am 25. November 1938.

1927

Auflösung der Strafanstalten.

1933

Einrichtung eines "Schutzhaftlagers" im Landesfürsorgeheim am Jungfernstieg durch den Landrat des Kreises Steinburg.

1934

Neugründung der Heringsfischerei nach Konkurs (Motorlogger).

1935/36

Kasernenbau am Neuendeich.

Marinesoldaten in der damaligen "Admiral-Scheer-Straße" auf dem Marsch zur neuen Kaserne. Nach dem Krieg bekam die Straße ihren alten Namen "Am Neuendeich" zurück.
Bedingung für den Bau einer Kaserne war die Errichtung eines Wasserwerkes. Glückstadt wurde im Zuge des Kasernebaus an die Wasserversorgung durch das Wasserwerk Krempermoor angeschlossen.
Landesfürsorgeheim in Glückstadt.

1936

1.7. Glückstadt Marinegarnison: 2. Schiffsstammabteilung der Nordsee, später 14. SStA. rückt ein.

1936

Ende der Versorgung mit Elbwasser durch Einrichtung des Wasserwerkes Krempermoor: Grundwasser wird durch etwa 14 km Rohrleitung nach Glückstadt gepumpt.

1936/37

Zwei neue Leuchttürme: Glückstadt-Oberfeuer (30 m hoch) Am Neuendeich, Unterfeuer (15 m hoch) im Außendeich.

1937

Zerstörung der hölzernen Nordermole durch Sturmflut im Herbst, Neubau aus Stahlspundwänden.

Die Frija wurde nach der Übernahme durch die Kriegsmarine als Minensucher in Norwegen eingesetzt.
Die SG 1 "Traute" im Glückstädter Binnenhafen.
Übernahme der Logger durch die Kriegsmarine.

1938

Neubau des 3. Glückstädter Bahnhofes fertig.

1939/45

Im 2.Weltkrieg werden die Glückstädter Logger von der Kriegsmarine übernommen. Dampflogger "Traute", SG 1, als Artillerieschulschiff, die Motorlogger "Tiu" SG 2, "Donar" SG 3, "Balder" SG 4, "0din" SG 5, und "Frija" SG 6 als Minensucher in Norwegen, "Fro" SG 8 als Minensucher in Wilhelmshaven und "Heimdall" SG 7 als Lotsenversetzschiff. Kriegsverluste hat die Glückstädter Loggerflotte nicht zu beklagen. In der Landesarbeitsanstalt und in Baracken bei der Klaus-Groth-Straße werden Kriegsgefangenenlager eingerichtet. Bei einem Luftangriff fällt eine Sprengbombe auf Janssens Kälberweide. Splittereinschläge verursachen leichte Schäden am Mauerwerk des Amtsgerichts und des Richter-Wohnhauses. Durch einen Brandbombentreffer wird das Wohn- u. Wirtschaftsgebäude des Bauern Bumann, Stadtstraße vernichtet. Sonst keine Kriegsschäden im Stadtgebiet. Nach Großangriffen auf Hamburg, Kiel, Neumünster rücken Einheiten der Glückstädter Feuerwehren zur Hilfeleistung aus. Bei Kriegsbeginn wird die Bürgerschule an der Königstraße sofort als Marine-Reservelazarett eingerichtet. Die Schulklassen werden in allen möglichen über das ganze Stadtgebiet verteilten Räumen untergebracht z.B. im Evangelischen Vereinshaus, im Versammlungsraum der Neuapostolischen Kirche, in den Betriebsgemeinschaftsräumen der Heringsfischerei und des Reichsbahnausbesserungswerks, in der Gemüsebauschule, in den Berufsschulräumen im Brockdorff-Palais, in einigen Räumen des Gymnasiums. Als die Bauarbeiten beendet sind, wird dann während der Kriegszeit auch der Neubau des Marinelazaretts an der Grillchaussee in Betrieb genommen.

1939

18. April: Richtfest des Marinelazaretts in der Engelbrechtschen Wildnis.

1940

Die 14. Schiffsstammabteilung wird nach Breda in den Niederlanden verlegt. In Glückstadt zieht die 2. Marinelehrabteilung ein.

Das Gebäude der ehemaligen Bürgerschule.
Die ehemalige Realschule in der Carl-Legien-Straße. Heute ist hier die Kita "Elbbande" und die Bürgerschule untergebracht.
Das alte Detlefsengymnasium (Kirchplatz 4-6).

1951

An der Bürgerschule wird ein Aufbauzug eingerichtet.

1951-1956

Glückstadt ist Bundesgrenzschutz-Standort.

1953

Umwandlung des Aufbauzuges in eine Mittel-, später Realschule.

1956

17.9. Einzug der Bundesmarine: 3. Schiffstammabteilung, ab 1960 3. Marine-Ausbildungsbataillon.

1957

Realschule bezieht eigenes Schulhaus an der Carl-Legien-Straße.

Das "alte" und das "neue" Detlefsengymnasium.
Das Fortunabad mit Blick auf den Wasserturm.
Ansicht der Katholischen Kirche St. Marien.

1962

16./17.Februar Große Sturmflut, 5,60 m über NN, umfangreiche Deichschäden, Glückstadt in großer Gefahr, verdienstvoller Einsatz der Bundesmarinegarnison bei der Sicherung besonders gefährdeter Deichstrecken und Schutzbauwerke.

1962

Ausbau des vom ETSV "Fortuna" in den ehemaligen Klärbecken des Elbwasserwerkes eingerichteten Schwimmbades zum städtischen "Fortuna-Bad«.

1963

Die seit 1953 an der Bürgerschule eingerichteten Hilfsschulklassen werden selbständige Sonderschule.

1964

Neubau der Katholischen Kirche.

1966/67

Bau der Grund- und Hauptschule Glückstadt-Nord: "König-Christian- Schule".

1971

Vorverlegung des Neuendeiches, im neugewonnenen Koog entsteht der Stadtteil Glückstadt-Butendiek.

1974

Erweiterung des Stadtgebietes Einzug der Detlefsenschule in ihren Neubau am Dänenkamp.

1975

Bau des Stör-Sperrwerkes bei Ivenfleth. Die Sonderschule, neuerdings Förderschule, bezieht die neueren Gebäudeteile des ehemaligen Gymnasiums. Sie nimmt den Namen "Stadtschule" an.

1976

3.1. Schwere Sturmflut, 5,90 m über NN. Wieder verdienstvoller Einsatz der Bundesmarinegarnison.

1976

Glückstädter Heringsfischerei stellt ihren Betrieb ein. Probegrabungen des Landesamtes für Vor- und Frühgeschichte im Außendeich am Schleuer: Wiederentdeckung der Wüstung von Nygenstadt aufgrund einer Initiative der Hobby-Archäologin Frau Doris Meyn, Elmshorn.

1977

Aufspülung des Außendeiches südlich von Glückstadt.

1981

Der Fähranleger wird querab vom Sperforkenweg neu geschaffen.

Der neue Fähranleger am Sperforkenweg.
Blick durchs Sperrwerk. Im Hintergrund ist der alte Fähranleger zu sehen.
Sturmflutmarken an der Flutmauer zum Außenhafen.

1980er

Sanierung des von der Landesregierung anerkannten Stadtdenkmals Glückstadt, dabei Wiederherstellung des Marktfleths und Gestaltung des Marktplatzes.

1984

Neugestaltung des Südermolenkopfes.

1990

2.11. Einweihung des neuen Feuerwehrgerätehauses auf dem ehemaligen Gerberhof hinter der einstigen Bastion Erbprinz.

1992

25.3. Besuch des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker zum 375jährigen Stadtjubiläum.

1992/93

Bau einer Kaianlage am Südufer des Außenhafens.

1993

Sanierung des Brockdorff-Palais

Die Alte Admiralität. Sitz der Flottenequipage. Ab 1893 Sitz der Glückstädter Heringsfischerei.
Grabstein auf dem Sefardischen Friedhof in Glückstadt.
Restaurierung der Deckenmalerei im Brockdorff-Palais.

Quellen