18. Jahrhundert

Die 2.000 Soldaten des dänischen Königinnen-Leibregimentes, seine Offiziere, die Beamten der Behörden und die staatlichen Aufträge für den Unterhalt der Garnison, der Militärbauten und Festungsanlagen waren die Existenzgrundlage der Einwohner, die ab 1700 vor allem ihren Unterhalt als „Herbergierer“, Diener, kleine Handwerker, Höker und Krämer oder als Fähr- und Prahmschiffer verdienten. Impulse für eine weitere Entwicklung gab es nicht. Im Gegenteil: der strategische Wert der Festung war im Laufe des 18. Jahrhunderts fragwürdig geworden. 1813/14 widerstand sie auch nicht mehr einer Belagerung durch die Gegner Napoleons – Dänemark war mit Frankreich verbündet -, und 1815/1816 wurden die Festungsanlagen geschleift. Von nun an lag nur eine kleine Garnison in der Stadt, die vor allem die Zuchthäuser, die zeitweise mit 600 – 800 Gefangenen belegt waren, zu bewachen hatte. Trotz aller Anfeindungen blieb Glückstadt auch jetzt noch Sitz der Regierungsbehörden.

1705

Neues Provianthaus der Festung erbaut, "nachdem das alte (von 1633) niedergerissen, so nicht mehr stehen könnte." Sturmflut: Kastell auf der Südermole stark beschädigt, Hafenmauer am Schloß weggerissen, Bruch des Schleusenberges am Hafenende (jetzt Halle und Werft).

1708

Mit dem Abbruch des baufällig gewordenen Schlosses wird begonnen.

1711/12

Die Pest in Glückstadt.

1713

Zar Peter der Große in Glückstadt zu Gast.

Zeichnung des Hafen-Kastells. Microfilm, Reichsarchiv Kopenhagen.
Das Deichthor.

1714

23./24.8 Deichbruch durch Binnenwasser nach starken Regenfällen.

1717

Sturmflut: Schleusenberg bricht abermals, der Bruch wird mit Bauschutt vom Abbruch des Schlosses aufgefüllt. Es ist eine der schwersten Sturmfluten der Geschichte, die in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember 1717 Tod und Verwüstung über die Küstenbewohner der Niederlande, Norddeutschlands und Skandinaviens bringt. Mehr als 11.000 Menschen sterben, rund 100.000 Pferde, Schafe und Rinder ertrinken, 8.000 Gebäude werden zerstört. Die Naturkatastrophe, eine der schlimmsten in der frühen Neuzeit, kommt für die Menschen unerwartet: Der Sturm, der noch am Nachmittag des 24. Dezember aus Richtung Südwest gewütet hat, ist am Abend abgeflaut. Die Küstenbewohner besuchen den Gottesdienst und feiern mit ihren Familien den Heiligen Abend, danach legen sie sich schlafen. Doch der Wind hat mittlerweile auf Nordwest gedreht und steigert sich in der Nacht zum Orkan. Das Wasser steigt ungewöhnlich schnell. Bereits um drei Uhr morgens brechen in Ostfriesland und in der Grafschaft Oldenburg zeitgenössischen Berichten zufolge die Deiche. Vielerorts setzen die Wassermassen ganze Dörfer unter Wasser.Die Flut überrascht viele Menschen im Schlaf. "Auff dem Wasser selbst schwammen noch Betten, Kasten, Menschen, Vieh und allerhand Guth herum. Man sah auch hin und wieder auf den Häusern Menschen sitzen, welche mit Noth-Zeichen ihr Elend vorstelleten", schildert ein zeitgenössischer Bericht die Katastrophe. An fast allen Küsten der Nordsee zwischen den Niederlanden und Dänemark kommt es zu Überschwemmungen und Deichbrüchen.

1723

Zeughaus abgebrannt.

Vom äußeren Erscheinungsbild der Glückstädter Synagoge, die - baufällig geworden - 1895 von der Gemeinde „auf Abbruch“ an die Stadt Glückstadt verkauft worden war, gibt lediglich eine Skizze von Ferdinand Oesau Auskunft. Da es sich um eine aus der Erinnerung entstandene Skizze handelt, darf die Aussagekraft der Zeichnung nicht überbewertet werden, gleichwohl lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit mit der Portugiesischen Synagoge in Altona (Bäckerstraße) erkennen
Stucksaal im Wasmer-Palais.
Das Provianthaus in Glückstadt.

1736-1740

Umbau der Festungswerke der NW-Front: Änderung der Wasserzufuhr zur "wundersamen, selbstthätigen Wasseranstalt" der Festungsgewässer und des Flethsystems beeinträchtigt die Funktion der Brauch- und Trinkwasserversorgung: Ausbau der Contrescarpe zum Norderfestungsdeich (Kunterschap). Errichtung des Deichtores (3. Festungstor); Bau von Batteriestellungen im Elbdeich; ein Dockhafen für die Kriegsflotte wird angelegt.

1738

Einrichtung des Zuchthauses auf dem Platz des abgerissenen Rantzau-Palais Am Rethövel 9 ("He hett in Glückstadt studeert", sagte man von Leuten, die hier gesessen hatten, und "Paß op, du kumst na Glückstadt!" warnte man im ganzen Lande Tunichtgute.)

Das ehemalige "Zucht-und Tollhaus".
Flutmarke von 1756 an der Stadtkirche. Foto: N. Meinert 2019.
Plan der Festung Glückstadt mit Bezeichnung aller Straßen. Vermutlich vor 1741. Reichsarchiv Kopenhagen.

1751

Deichbruch bei der Bastion Holstein.

1752

Die Regierungskanzlei bezieht das Wasmer-Palais, Königstraße 36. Gleichzeitig wird hier ein königliches Logis eingerichtet, in dem Mitglieder der königlichen Familie bei Aufenthalten in Glückstadt wohnen. Als das Schloß um 1700 unbenutzbar geworden war, nahm der Kanzler von Liliencron die Regierungskanzlei zunächst in seinem Hause Am Hafen 15/16 auf. Nach seinem Tode bezog sie das Palais Quasi non possidentes, Am Hafen 46 zur Miete.

Stadtansicht von Glückstadt. 1730.
1711 bis 1712 wütete die Pest in Glückstadt.
Sturmfluten zerstörten im 17. Jh. immer wieder Deiche und Gebäude in Glückstadt.

1756

Sturmflut: Rethöveldeich überspült, Hafendeich gebrochen, Gebäudeschäden, Gedenktafel rechts vom Kirchenportal.

1767

Neubau der Synagoge auf dem Grundstück Königstraße 6. Die Synagoge der Glückstädter Gemeinde befand sich in der Königstraße Nr. 6. Dieser Teil der Königstraße hieß bis ins 19. Jahrhundert Juden- oder Portugiesenstraße. Erbaut wurde die erste Synagoge in den 40-er Jahren des 17. Jahrhunderts, in der zweiten Aufbauphase der Stadt, die mit fast 1000 Haushalten zu jener Zeit eine der größten Städte des dänischen Reiches war. Die Glückstädter Synagoge war das einzige Gebäude in der Straße, das ca. 5 m hinter der Häuserflucht seinen Standort auf dem Grundstück hatte und sich so von den anderen Häusern, die direkt an den Bürgersteig gebaut worden waren, hervorhob. Noch heute steht das Wohnhaus, das 1901 auf dem Fundament der Synagoge errichtet wurde, hinter der Häuserflucht und lässt den der Bedeutung entsprechenden Standort der ehemaligen Synagoge erkennen. Diese erste Synagoge wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts baufällig und wurde 1767/68 grundlegend erneuert. Vom äußeren Erscheinungsbild der Glückstädter Synagoge, die - baufällig geworden - 1895 von der Gemeinde „auf Abbruch“ an die Stadt Glückstadt verkauft worden war, gibt lediglich eine Skizze von Ferdinand Oesau Auskunft.

Zeichnung des Glückstädter Schlosses von Hermann Wehrmann.
Schlussstein der Glückstädter Synagoge. Detlefsen-Museum.
Das von Christian IV. erbaute Schloss, die "Glyksborg".

1782

Bau der katholischen Kirche an der Namenlosen Straße.

1791

Sturmflut: Deichbruch am Rethövel.

Das Zeughaus in Glückstadt.
Das Palais im Stil der holländischen Spätrenaissance wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut. Von 1700 bis 1752 war die Regierungskanzlei in diesem Palais untergebracht. In der Folgezeit bewohnten das Haus hohe Vertreter von Regierung und Gerichtsbarkeit, nach Ende von Glückstadts Zugehörigkeit zu Dänemark (1867) wohlhabende Kaufleute und Unternehmer.
Das Zeughaus vom Fleth aus gesehen. Glückstadt 2019.

Quellen