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Fortuna – eine heidnische Göttin auf der Kirchturmspitze

Dauerausstellung

Die römische Glücks- und Schicksalsgöttin Fortuna gilt schon von Alters her als Verkörperung der Macht des Schicksals. Gerade im 17. Jahrhundert beherrscht kaum eine andere mythologische Figur Leben und Glauben so sehr wie die Glücksgöttin Fortuna. Das 16. und 17. Jahrhundert, die große Epoche der Seefahrt und der Eroberung der Weltmeere, setzte auf ihre Gunst. Es entwickelte sich in Anlehnung an antike Vorstellungen ein neues Bild von der Göttin, deren Attribute das Segel oder ein weit im Wind flatterndes Tuch und die Kugel – Symbol der dahinrollenden Gelegenheit – sind. Das lateinische Wort fortuna bedeutet den unverhofft aufkommenden, gefahrenbringenden Sturmwind.

Die Fortuna als Sinnbild der Stadt Glückstadt ist bereits im Gründungsprivileg König Christian IV. vom 22. März 1617 enthalten. Christian IV. hatte mit Glückstadt große Pläne. Als drittgrößter Kriegshafen des dänischen Königreiches sollte Glückstadt mit Fortunas Hilfe die Elbe beherrschen und somit das mächtige Hamburg zu Boden zwingen und als Brückenkopf für Unternehmungen auf deutschem Territorium dienen. Gleichzeitig sollte die Stadt an der Elbe als südlichster Punkt des königlichen Herrschaftsgebietes das Reich vor Angriffen schützen. Der Name der 1617 gegründeten Stadt Glückstadt deutet schon auf die großen Hoffnungen und Pläne des mächtigen Dänenkönigs hin. Bei der Gründungsfeier soll er den folgenden Satz gesagt haben: Dat schall glücken und dat mutt glücken, drum schall se ok Glückstadt hetten. Dass Fortuna das Stadtwappen beherrscht, versteht sich beinahe von selbst. Dass Christian IV. in seiner Funktion als oberster Bischof der evangelisch-lutherischen Staatskirche eine Göttin heidnischen Ursprungs auch auf die Kirchturmspitze der Stadtkirche platzierte, ist jedoch etwas besonderes.

Die Stadtkirche wurde 1618-23 erbaut. 1619 fand die Kirchweihe statt. Am 14. Februar 1648 brachte ein schwerer Orkan den Kirchturm zum Einsturz und zerstörte das Kirchenschiff fast vollständig. Zwei Wochen später starb König Christian IV. Sein Nachfolger Friedrich II. ließ die Kirche 1650/51 – erweitert um ein südliches Seitenschiff – wieder aufbauen. Fortuna ist bis heute als Wahrzeichen der Stadt auf Kirchturm und Stadtwappen vertreten.