Wohnkultur,
Exponate
Haargeflechte
Aus Menschenhaaren gefertigter Schmuck
Haargeflechte waren früher ein beliebter Schmuck, nicht nur der
Frauen. Elastische Leibgürtel, Armbänder, Halsbänder, Kniebänder,
Ringe, Broschen, etc. wurden aus komplizierten Haarflechtungen gefertigt
und vor allem bei Friseuren der Kundschaft angeboten. Ebenso Uhrbänder,
Bierzipfel und Studentenbänder, die von den Männern getragen wurden.
Die Kunst des Haarflechtens ist offenbar schon sehr alt, aber erst
Ende des 18. Anfang des 19. Jahrhunderts kamen Schmuckstücke aus
geflochtenen Haaren in Mode. Sie wurde hauptsächlich von Friseuren
ausgeübt, doch gab es auch sogenannte Laienflechter, und hier wohl
vor allem Frauen, die oftmals das Haar ihrer ganzen Familie zu einer
kunstvollen Flechte vereinten. Die mehr an der kommerziellen Verwertung
ihrer Künste interessierten Friseure stellten Musterbücher her,
nach denen die Kundschaft den Flechtstil je nach gewünschtem Gegenstand
aussuchen konnte. Diese Bücher, die entweder aus einer Anzahl von
Zeichnungen für die entsprechenden Geflechte bestanden oder aus
systematisch geordneten Proben, wurden natürlich auch für die Nachkommenschaft
des Friseurs, zur Tradierung des Handwerks gebraucht.
Das hier gezeigte Musterbuch (Inv. Nr. 1223) ist offenbar ein handwerkskundliches
Schulbuch gewesen. Seine Besitzerin , Hannelore Kramer aus Altona,
hat es auf dem Frontispiz auf den 25. Juli 1824 datiert. Die einzelnen
Flechtmuster, die mit Bändern auf die Seiten gebunden wurden, sind
jeweils unter den Mustern näher nach ihrer Flechtart bezeichnet.
Links neben den Mustern hat die Lehrerin oder der Lehrer, H. Lange,
diese mit Bemerkungen wie "gut ohne Fehler" und "gut mit 1 Fehler"
beurteilt. Insgesamt enthält dieses Buch 54 Haarflechtmuster auf
9 Seiten. Am Schluss der Arbeiten hat H. Lange auf Seite 9 folgende
Bemerkung in altdeutscher Schrift gemacht
" Auch ist Hanchen (=Hannelore Kramer) vom ersten bis zum letzten
Tag sehr gut in ihr Betragen gewesen."
Stammbücher und Kassetten mit Widmungsblättern
Stammbuch war ursprünglich die Bezeichnung für die Verwandtschaftsregister
einzelner, meist adliger Familien. Bald nach seiner der Prägung
im 17. Jahrhundert wird der Begriff ausgedehnt auf ein seit Mitte
des 16. Jahrhunderts gebräuchliches Buch, in das sich Freunde und
Bekannte eintragen.
Im 18. und besonders im 19. Jahrhundert werden diese Büchlein eine
über den Kreis von Schülern und Studenten hinaus verbreitete Mode,
auch ein Herzensbedürfnis, denn die Entfernungen waren schwer zu
überwinden und mancher Nahestehende kam für Jahre aus den Augen.
Diese Blätter waren Lebensbegleiter ihrer Besitzer, -das sieht man
aus späteren Zusätzen, die das weitere Schicksal der Freunde - Beruf,
Wohnort, Heirat oder Tod - vermerken. Es gab Sammlungen geeigneter
Texte und gedruckter Vorlagen für die wenig geübten. Bestimmte Motive
wie Anker, Lyra, Urne, Rosen und Vergissmeinnicht kehren immer wieder.
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